Die ersten Wurzeln des Romantizismus, ein Sehnen nach einer vergangenen besseren, goldenen Zeit, das bewusste Wiederbeleben von augenscheinlich anachronistischen, als nachahmenswert empfundenen Verhaltensweisen hatte schon in Griechenland eine Tradition. Aber erst mit dem Aufkommen von Eklektizismus und Klassizismus, sowie später dem Jugendstil hoben sich die Druiden wieder ins Bewusstsein einer breiteren Masse. Die Zeit der Verfolgung durch die katholische Kirche mit Schwert und Scheiterhaufen war vorbei und man konnte, vorerst in England ungestört seinen „Spleens“ frönen. Nicht nur eine Welle von neoklassiszistischen Möchtegerngriechen beflügelten die Kultur des Abendlandes mit ihrem Streben zum „Schönen, Guten, Wahren“ sondern eben auch diejenigen, welche sich auf die Fragmente des eigenen, verschollenen Glaubens zurückbesannen. – Vordergründig war da nicht viel geblieben. Zudem war immer noch eine gewisse Diskretion angezeigt, um sich nicht zur Zielscheibe hypokritischer Zeloten des Klerus zu machen. So wurden in teilweiser Unkenntnis der Sachlage kurzerhand eigene „Geheim“gesellschaften gegründet. Eigene, dem damaligen Zeitgeist entsprechende Riten, Gesänge und ganze Kulte wurden den bekannten, damals zugänglichen Quellen nachempfunden. Dass dabei eine gehörige Portion Zeitgeist mit einfloss und einfließt ist selbstverständlich. Es entstanden diverse Orden, allgemein anerkannte Praktiken und Riten. Der tiefere Sinn hinter den munter selbst erfundenen Riten jedoch – Nun: Teilweise wurde er neu entdeckt, teilweise jedoch blieb er verschlossen, da es dazu des Wissens der Alten bedurft hätte.
In jüngster Zeit jedoch ist die Information buchstäblich unter unseren Fingerspitzen. Dank des Internets und eines weitestgehend unzensierten Buchhandels kann sich jedermann schnell über fast jeden beliebigen Aspekt des Druidentums und seiner Wurzeln schlau machen. Die Gefahr besteht jedoch darin, in eine sinnentleerte Patchworkreligion abzugleiten, anstatt zu den zentralen Wurzeln des Druidentums vorzudringen. Es bedarf nicht nur einer soliden, äusserst kritischen Kenntnis der klassischen Geschichtsschreibung, sondern auch der Fähigkeit, die losen Enden richtig miteinander zu einem Ganzen, in sich geschlossenen Gedankengebäude zu verknüpfen. Der Grundgedanke ist auch hier das eine, erste Gebot, egal in welcher der Traditionen es ausgedrückt wurde. Es ist schön zu sehen, wie die Saat der Alten an vielen Orten in Liebe, Brüderlichkeit und auf der Suche nach der einen Wahrheit wieder aufgeht. – Alles Seiende strebt unaufhaltsam dem Licht zu um endlich, am Ende einer langen Reise, geläutert in das eine Haus des Vaters ein zu gehen. Das wieder auflebende Druidentum, in welcher Form auch immer, kann einen möglichen Zugangsweg eröffnen.
Da den Neodruiden aber dieser fundamentale Fakt des Einsseins in der Vielfalt oftmals nicht bekannt ist, kam und kommt es immer wieder zu Flügelkämpfen, Schismen und Fraktionsbildung. Einzelne Individuen versuchten sogar einen schwarzdruidischen Lebensstil nachzuempfinden, obwohl der Schlüssel zum Gleichgewicht längst bekannt war. Vorsicht ist geboten, denn manche ihrer „Wiederentdeckungen“ wie z.B. das Tarot, sind mit Vorsicht, oder gar nicht zu geniessen. Sobald Geld oder Unterwerfung gefordert sind, ist es Zeit, sich schleunigst abzuwenden, denn richtige Druiden dulden keine Herren und keine Knechte.