Merlin, allein schon der Name erweckt Ehrfurcht! Sein Leben, eng verwoben im Tepich der bretonischen und britischen Sagenteppiche ist wohl einzigartig. Wenn man alle diese Sagen wie Ebenen übereinander legt, so kommt man zum Bilde eines Mannes, der kriegstraumatisiert als Wilder in die Wälder flieht, wo er seine Magie findet. Das ist durchaus plausibel, denn im extrem instabilen Wahnzustand, dem Wana-Sinn erschliesst sich dem Einzelnen manchmal tatsächlich das Wesen der Wanen, also der Natur und Pflanzenwesen.
Fortan war es Merlin beinahe unmöglich unter Menschen zu leben. Ein Versuch ihn dazu zu zwingen, endete katastrophal. Er war und blieb einer der seltenen Hochdruiden, welche vom Schicksal selbst erwählt werden. Die Quelle seiner Kraft war wohl die Fähigkeit, den Eingebungen von Bäumen, Quellen, Steinen und dem Wind zu lauschen. Deshalb zog er die Gemeinschaft von Naturwesenheiten der Menschlichen so weit vor, dass ein Leben unter Menschen für ihn unerträglich war. Dank dem Wissen der Bäume, der Erde, ja des Windes selbst, wusste er, welch Schicksal seinem Volke drohte. Deshalb konnte er mittels mächtiger Magie sogar den Gang der Geschichte selbst formen, um in Gestalt von Arthur den Archetyp des edelmütigen Herrschers im Kreise von Gleichen Wirklichkeit werden zu lassen. Als er aber sah, dass jeder Herrscher, trotz Gralserkenntnis wohl fehlbarer Mensch sein und bleiben muss, zog er sich mit seiner Schülerin und wohl auch Geliebten, endgültig in die Gesellschaft seiner Freunde, in ein Schloss aus Kristall oder eben Luft zurück.
Diesen Reim konnte ich mir schon vor einigen Jahren machen, doch wenn Merlin ein durch den Geist des Waldes gewählter Hochdruide war, so war ihm doch wahrscheinlich auch die Ehre zuteil geworden, sein Bewusstsein mit dem der Bäume zu verschmelzen? Also machte ich mich auf die Suche nach „Gräbern Merlins“. Tatsächlich gibt es in der Bretagne eins. – Nette Touristenattraktion heute…. Wenn man den Weg jedoch bis zur Quelle weiter geht, so stösst man an einen grossen Steinplatz, von Menschenhand unbehauen mitten im Wald. Liebenden kann ich nur empfehlen, dort achtsam zu verweilen. Bist Du würdig, so sollte Dir dort die Eingebung kommen, eine nicht all zu weit entfernte andere Quelle (Ist auch in den besseren Reiseführern) zu besuchen. Dort wirst Du, nach einem mittleren Spaziergang direkt über einer Quelle zwei Bäume finden, deren Wurzeln eng ineinander verwoben sind, und deren Kronen sich berühren. Sei höflich, denn Du befindest Dich dann im Nemeton Merlins! Wenn mich mein Wanen-Sinn nicht täuscht, beinhalten sie einen genau so grossen Teil von Merlins und seiner Geliebten Bewusstsein, um neugierigen Jungdruiden auf ihrer Suche weiter zu helfen…….
Aber er war beileibe nicht der einzige, wenn auch bekannteste Hochdruide: Amyrgin, einige aus der Gemeinschaft der Céli Dé und auch die Schottischen Kollegen sind nicht zu verachten. Bei ihnen ist bereits ein fliessender Übergang vom Druidentum ins klösterliche Leben meist Irisch-Keltischer Art festzustellen.
Um so erstaunlicher ist die Erscheinung eines Mannes, der ein ganzes Volk auf unverwechslebare Druidenart anleitete und solchen Grössen wie Laozi den Weg bereitete: Shennong
Der grüne oder gelbe Kaiser Chinas muss wohl ein Genie gewesen sein, denn so wie er den Chinesen Ackerbau, Medizin, Philosophie, Musik und die Prinzipien des geordneten Zusammenlebens beibrachte, muss er zweifellos einer der ersten Erzdruiden analog unseres Merlins gewesen sein.
Druidenmacht und Kraft ist weder an einen Ort noch an eine Zeit gebunden. – Wir pflegen wie die Pilze dort aufzupoppen (ahaem) wo der Boden bereit für die Saat des Friedens, der Harmonie und der Eintracht ist. – Heute würde man das nachhaltig nennen.