Das heutige moderne Druidentum ist unglaublich vielfältig: Vom selbsternannten „Baumpriester“ bis zum beinahe durchsichtigen Newage-Meditierenden. Das war früher auch schon so: Es gab mehrere sogenannte Äste des Druidentums. Am bekanntesten sind die Hauptäste Schwarz, Rot und Weiss. Allerdings unterteilten sich die Druiden auch je nach Geschlecht, Stammesangehörigkeit und ganz wichtig; nach der Schule oder dem Meister unter welchem sie gelernt hatten. Sie waren also keine homogene Masse, sondern äusserst unterschiedliche Individuen. Dennoch hatten sie untereinander beinahe nie Streit. Warum das?
Aufgabe der Druiden war es, die Zeit zu messen, die richtigen Zeitpunkte für die hohen Feste und die Tätigkeiten der Menschen im Jahresverlauf zu bestimmen. Das taten sie anhand des Verlaufs der Gestirne, besonders Sonne (Jahreszeiten) und Mond (Monat) sowie Plejaden (Schaltmonate) und dem Abendstern, der Venus (Fünfzackzyklus innert vierzig Jahren). Das war überlebenswichtig für korrekte Aussaat, Befruchtung von Mensch und Tier, Ernte Winterruhe, und alle Tätigkeiten, die im Jahresverlauf zu tun sind. Ausserdem hatten sie die höchste Gerichtsbarkeit inne: Wenn ein Druide sprach, so hatte sogar der König zu schweigen. Person und Wort eines Druiden waren kraft seines Amtes sakrosankt.
Schwierigste und konstant fordernde Aufgabe von Hochdruiden war und ist es noch heute, Frieden zu stiften.
Aus der Erkenntnis, dass alle seienden Dinge und Wesen zu ihrer Existenz einen „Seelentropfen“ oder einen „Lebenshauch“ den „Lebensfunken“ benötigen, welcher direkt göttlicher Natur ist, folgerten sie, dass unter der Annahme, dass der eine ungeteilte Gott sich aller seiner in allen Wesen vorhandenen Seelen bewusst ist, alle Wesen dieser Welt Geschwister, ja sogar Teil des Einen sind. Da sie sich dessen aber normalerweise nicht gewahr sind, bekämpfen sie einander um Nichtigkeiten. Teil der Druidenausbildung ist dieses Gewahr werden des Einsseins (Kennt jeder Newager unter dem „ONE“).
Bereits im vierten grossen Konklave von Carnuntum tauchte deshalb die Frage auf, wie weit die Loyalität des Druiden zu „seinem“ Stamm und „seiner“ Schule gehen darf. Wie weit darf ein Druide Partei für seine Heimat und seine Denkschule oder für irgendwen ergreifen?
Den Überlieferungen zufolge waren an diesem Konklave ca. 600 v.Chr. bereits nur Männer beteiligt. (Die Frauen hatten einen anderen, uns nicht mehr bekannten Treffpunkt, manche sagen der Blocksberg?) Nach den rituellen Gesängen und Opferhandlungen zur Beruhigung und Einstimmung der Gemüter wurden die Bäume befragt. Jeder Druide zog Rat aus der Weisheit des Waldes, bevor sie sprachen. – Das konnte Tage dauern. Am Ende der Beratungen herrschte schliesslich Einigkeit, dass jegliches Blutvergiessen sinnlos sei. Jegliches Schüren von Trauer und daraus resultierend Hass, Neid, Zorn oder sonstiger Zwietracht ja jeglicher negativer Gefühle ist zu vermeiden.
Aus der Erkenntnis des Einsseins und des gemeinsamen Interesses der höheren Harmonie heraus stritten Druiden sich untereinander ohnehin fast nie, sondern suchten einen gemeinsamen Weg zu finden. Dennoch sind Konflikte ein natürlicher Bestandteil rivalisierender Stämme und Volksgruppen. Es kam die Idee auf, diese ritualisiert auszutragen: Je ein Champion (Mensch oder Tier) eines Stammes im Zweikampf gegen den Champion der Gegenpartei. Der Stamm des Verlierers galt als besiegt. – Nette Idee, wurde dann auch oft gemacht.
Allerdings war die Frage der Loyalität des Druiden zu seinen politischen Idealen oder dem Druidentum noch nicht geklärt. Nach langem Überlegen und tiefer Konsultation kam man überein, dass jeder Druide um dem Pfad der Alten und des Einen nicht zu verlassen in allen weltlichen Belangen neutral zu sein hatte. Die Begründung war die folgende in Form einer doppelt gegenläufigen Triskele:
Alles ist eins.
Aus Unkenntnis entsteht Zwietracht.
Erkenntnis zu fördern ist Sinn des Druidentums.
Alles was Partei ergreift, verneint das Einssein.
Was das Einssein Verneint stört die Erkenntnis.
Wer die Erkenntnis behindert ist nicht Druide.
Das heisst, jeder Druide der Partei ergreift, ist bezüglich der betreffenden Fragestellung kein Druide mehr und kann sich innerhalb des Druidenkollegs je nach Schwere der Parteiergreifung auch nicht mehr als Druide bezeichnen, ja sogar per Beschluss des Konklaves ausgestossen werden.
Was heisst das nun in die heutige Zeit übersetzt?
Es gibt ja viele selbst ernannte „Druiden“ völkischer, rechts/linkspolitischer ja sogar zionistischer Natur (doch gibt’s!) – Sie alle lieben den Weg der Alten genauso wie ihr Volk, ihr Ideal oder ihre politische Überzeugung. Viele sind schlau genug um „das Spiel“ der (vermeintlich) Mächtigen dieser Welt mit Abscheu zu durchschauen. Seien es die „Besatzer“, die „Weltverschwörer“ oder irgendwelche anderen vermeintlichen Mächte dieser Welt gegen die es anzukämpfen gilt: Um Ihr Land, Ihr Ideal und Ihren Glauben zu verteidigen, von Trauer und Furcht übermannt, lassen sie Hass und Zorn ihre Herzen übermannen. Sie lassen ihre „Sonne ob ihrem Zorne untergehen“. Sie wechseln auf die finstere Seite der Macht. – Und ein neuer Schwarzdruide ist geboren, auch wenn er sich eine noch so weisse Kutte überstreift!
Ein echter Druide akzeptiert das Spiel, er erkennt die „grosse Weltmusik“. Er versteht oder akzeptiert zumindest, dass auf dieser Welt das, von ihm aus seiner persönlichen Perspektive, „Gute“ genauso Platz haben muss, wie das aus seiner Perspektive „Böse“. Er wird niemals aufhören alles was Leid verhindert anzustreben. Doch gemäss dem alten Gesetz: „Druck erzeugt Gegendruck“ wird er dies niemals mit unlauteren Mitteln tun. Immer wird er Harmonie anstreben. „Der Zweck heiligt die Mittel NICHT!!!“ oder anders ausgedrückt: „Si Vis Pacem Ante Pacem!!!“ – Also keine Partei ergreifen, keine Gewalt physischer oder psychischer Natur predigen doch entschlossen und furchtlos einstehen für Friede, Harmonie und Verständnis.
Ich sei ein weltfremder Pazifist? – Und was war doch gleich mit Gandhi? Ein kleiner bebrillter Druide (Jain) mit nix als ’ner Windel am Hintern hat mit dem Vorgehen ganz Indien aus den Fängen der „pösen Priten“ befreit!! – Und was war demgegenüber mit Hitler? Der wollte auch das Beste für sein Volk. Aber mit dem verschwurbelten Hassgedönse in der Birne konnte das ja nix geben.
Also nochmal: Druiden welche in irgend einer Form gegen irgend eine Gruppe, Ideologie oder einen Zustand rumlästern sind zu mindestens bezüglich dieser gefallen und haben ihren Druidenstatus verwirkt. – Das gilt auch und insbesondere für besonders „renommierte“ Möchtegerne oder Wareinmaldruiden!
Ja und jetzt darf ein Druide gar nichts mehr Negatives sagen und muss immer harmonisch vor sich hin strahlend zur Untätigkeit verdammt dasitzen? – Mitnichten!
Als der erste Wald gerodet, das erste Erz gegossen und die erste Ackerfurche gezogen wurde, waren die Druiden dagegen. Geschlossen und unisono. Allerdings haben sie weder Heere ausgehoben, noch irgendjemandem ihren Druidenstab oder sonst was über den Döz gezogen, sondern einfach klar und deutlich ihren Dissens geäussert. Das Rad der Zeit dreht sich stets nur vorwärts. Welcher Sterbliche sollte sich dagegen stemmen, auch wenn ihm der Kurs nicht passt? Ein Appell an den Verstand hin zur Harmonie ist stets und in allen Dingen gestattet, jedoch keine Samen der Trauer, des Hasses, des Zweifels oder der Zwietracht. – Sie fallen immer auf den Urheber zurück. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Oder wie mein Meister sagte: „Wer gegen den Wind der Zeit pisst, darf dann nicht motzen, wenn er der Begossene ist.“
Druiden sind keine Oppositionspartei, keine Protestorganisation und keine Klageweiber.
Positiv und konstruktiv wirken sie unermüdlich im Grossen wie im Kleinen zum Guten hin und weichen dabei nicht vom Pfad der Alten ab. Die Gefahr bzw. Gewissheit bei Verwendung unlauterer Mittel ohne es zu bemerken zu korrumpieren ist einfach zu gross.
Was nun ist das „Gute“ und was sind „unlautere Mittel“?
Das Gute ist alles, was der Harmonie, dem Einklang und dem friedlichen Miteinander aller Wesen ihrer Natur gemäss dient. Das ist komplizierter als es tönt. Jedes Wesen hat eine natürliche Funktion in dieser Welt. Jedes Wesen hat der ihm gemässen Rolle mehr oder weniger Spielraum, sich harmonisch oder unharmonisch zu benehmen und nach dem Ende seines Lebens dafür zu verantworten. Der Mensch hat dabei am meisten Spielraum aber auch Verantwortung. „Das Gute“ schlussendlich zeigt sich in Handlungen voll Mitgefühl, Vergebung, Liebe und Edelmut.
Unlautere Mittel sind all jene Handlungen, deren Grundlage oder Effekte negativer Natur sind, durch welchem neuem Leid gestattet wird in die Welt zu treten. Sie alle basieren auf Leid und Trauer. Die dadurch angehäufte Schuld finden dann nicht mal mehr Schwarzmagier geil. (Zumindest am Ende ihres Lebens wenn sie merken, dass der eine ihr Spiel wie die Lüge eines kleinen Kindes durchschaut, alle „Verträge“ null und nichtig sind, und die Strafe fällig wird. Das übernimmt dann der Kollege mit dem Feuerschwanz und dem Dreizack… – Kann schon mal eine kleine Ewigkeit dauern. Da helfen dann auch lautere Absichten herzlich wenig. Entscheidend ist allein die Summe Leides welche durch Deine Taten erzeugt wird. Am Tag der Heimkehr ins Haus des Vaters zählt zwar auch die Absicht und die Worte, aber „an Ihren Taten werden sie gemessen und erkannt.“
Aus obigen Ausführungen sollte erkenntlich werden, dass Druiden sich der Demagogie und jeglicher Oppositionspolitik enthalten und anstatt dessen konstruktiv, defensiv und positiv an einer lebenswerteren Zukunft wirken sollten.
Niemals führte ein Druide eine Armee in die Schlacht aber unzählige Schlachten wurden durch das diplomatische oder magische Wirken von Druiden verhindert. Nie wurde ein Druide zu König oder Kaiser gekrönt, aber durch Druidenbildung und Rat wurden viele Könige und Kaiser zu Weisen, gerechten Herrschern. Kein Druide hat je offen Partei im Zwist zwischen Herrschern ergriffen, doch viele Konflikte wurden durch Vermittlung und Arbitration der Druiden beendet. Bündnisse zum Frieden geschlossen.
Kurzzusammenfassung:
Ein echter Druide ist niemals parteiisch. Wenn jemand sich für einen Druiden hält und heute unbedingt politisch seinen Senf dazu geben will, so soll er sich seinen Kräften und Fähigkeiten gemäss gefälligst an Positivprojekten beteiligen um etwas Schönes, Hilfreiches oder Konstruktives zu bewirken, anstatt (mit vollem und meist dicken Bauch!!) politische Parolen zu posaunen!